Begegnung.
[friendzipper | thomas mersch]

Ich habe ihn nicht gefragt, ob ich ihn und/oder seinen riesigen LKW posten darf. Deswegen ist er nicht im Bild, der Hauptdarsteller, meine Begegnung – und sein Fahrzeug nicht zu erkennen.
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BEGEGNUNG. EINE DANKBARE.
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Das Szenario: wir haben eine Menge Terrassendielen bestellt mit einer Länge von jeweils fünf Metern. Kurz vor der Anlieferung ein Anruf, ausgesprochen freundlich und damit – leider – fast schon überraschend.

»Ich habe mir schon mal auf Google Maps Ihre Zufahrt angesehen. Bei aller Liebe, ich komme mit einem Sattelschlepper und kann da ganz sicher nicht rein.«

Darauf waren wir eingestellt und lotsten ihn zu der Straße, an der unser Garten endet und wo inzwischen ein Tor zur Anlieferung ist.
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Zur Begrüßung, nachdem ich seinen monströsen LKW gesehen hatte, sagte ich, dass mir das ja per se schon mal einen riesigen Respekt abverlangen würde, wenn jemand solche Fahrzeuge fahren könne.
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KAMPFFLIEGER
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»ich bin früher Kampfflieger mit 1,8 Mach geflogen. Da sollte ich dieses harmlose Teil schon bewegen können.«
Im weiteren Verlauf erfuhr ich dann, dass er ursprünglich aus der Türkei käme und für die dortige Armee, aber in deutschem Auftrag, geflogen sei und dass es im Irakkrieg so manches mal um Bruchteile von Sekunden gegangen sei … er sei sehr dankbar.
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HOCHDEUTSCH
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Bereuen würde er, dass er nie vernünftig hochdeutsch gelernt hätte. was er, der grammatikalisch astrein deutsch sprach meinte, dass er diesen unüberhörbaren rheinischen Akzent in sich trägt. Großartig.

Nun war es dann doch nicht ganz so einfach, das gelieferte Material in unseren Garten zu bekommen und was dieser Mann dann für eine Mühe und Akribie an den Tag legte, war faszinierend. Ich würde sagen, 99 von 100 hätten das Zeug auf den Bürgersteig gelegt und wären mit Hinweis darauf, zu mehr auch nicht verpflichtet zu sein, weitergefahren.
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Seine Erklärung: dann hinterlasse ich sie unzufrieden und mir selbst läuft das nach. Ich möchte Freude geben und dafür sorgen, dass ich selbst zufrieden bin. Sie wissen ja, die zitierten »Bruchteile von Sekunden«.
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Er schwärmte dann noch geradezu von seinem Hauptauftraggeber, was für ein respektvoller und umgänglicher, nahbarer Mensch dieser sei.

Er sprach vom Inhaber eines sehr großen deutschen Unternehmens mit einem jährlichen Umsatz in Milliardenhöhe. Wie dieser in der Firmenkantine stets brav in der Warteschlange steht und dass er mit Beginn des Lockdowns in einer Ansprache allen direkten und freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugesichert habe, dass er keinen hängen ließe und sich daran gehalten habe.

Zufriedenheit und in sich ruhend

Dieser LKW-Fahrer hat so viel Gutes und so viel Wärme hinterlassen. Irre und dafür: Danke!

Zum krönenden Abschluss erfuhren wir, dass er der einzige in seiner Familie sei. der »so eine Arbeit« mache …

Warum? Seinem Vater gehört in der Türkei ein Hausgeräte-Unternehmen. Ich würde sagen, eines der bekanntesten in Europa …

Er hat sich verabschiedet und freute sich, dass er am Freitag wieder zu Hause sei und das ganze Wochenende Zeit für sich und seine Frau hätte.

Was für eine schöne Begegnung.