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Steckdose des Lebens

[friendzipper – thomas mersch]

Oder der soziale Akku

Mittlerweile geraten immer mehr von uns geradezu in Panik, wenn ihr Akku leerzugehen droht. Der Akku vom Handy. Und zum Glück haben wir ja auch noch eine verlässliche Akku-Anzeige im Display. Ablesbar in Prozent.


Aber was ist mit dem Ladezustand unseres sozialen Akkus?


Für den gibt es keine Anzeige auf irgendeinem Display. Also müssen wir achtsam in uns hineinspüren. Denn es steht nicht einmal in irgendeinem Manual, wie es sich bemerkbar macht. Wenn überhaupt, müssen wir unser Manual höchstpersönlich schreiben. Ich kenne Menschen, die haben einen sozialen Akku und wenn der leer ist, können sie auch nichts mehr geben. Es gab Phasen, da waren mir solche Menschen suspekt. Empathie zumindest sollte doch immer gehen. Aber inzwischen kann ich es ein wenig mehr nachempfinden. Gut, der eine ist dann eher ein altes Nokia und der andere modernes Smartphone – und hier ist Nokia Kompliment -, aber leer ist leer. Früher – und damit meine ich nicht vor Jahrzehnten – brauchte ich meine Zeit für mich. Ein guter Kaffee, ein schöner Song oder ein paar Tage auf den Ski. Abstand, Sortieren, Durchatmen. Meine Steckdose des Lebens. Und weil ich so leidenschaftlich gerne gebe und bei Herzensmenschen auch nahezu unermüdlich gerne, brauche ich aber auch einen geladenen sozialen Akku.


Und jetzt?


Nach einem Jahr Corona-Präsenz [in dieser Formulierung lag einst etwas bieriges] habe ich so viel »Zeit für mich« wie niemals zuvor. Mit welchem Ergebnis? Der Akku beginnt schwächer zu werden. klingt unlogisch? Auf den ersten Blick schon. Aber dann wird mir klar: unseren sozialen Akku laden wir auch auf mit Menschen, Begegnungen, Nähe, Spaß, Events… Das fehlt. Mehr als »nur« ein Kollateralschaden.


Wo sind Deine Steckdosen des Lebens?

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