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Feiere Dein Manko!

[friendzipper – thomas mersch]

Celebrate Your Shortcoming!

 

wie jetzt? klingt womöglich schräg, meine ich aber so. und wie? als ich vergangenen samstag vor dem schlafen den tag revue passieren ließ, wurde mir mehr denn je bewusst, dass besonderes an menschen auch gerne als deren manko gesehen oder gar bewertet wird. die eine ist besonders groß, der andere besonders klein. eine mit besonderer lache, einer mit abstehenden ohren – um die vermeintlich harmlosen »mankos« zu benennen. und sofort wurden sie bei der begegnung mit anderen darauf reduziert, stand das »manko« im fokus. 

 

Lass Dich auf Dein Maximum reduzieren!

[friendzipper]

 

denn einige haben den ball sofort angenommen und den spieß umgedreht. haben ihr vermeintliches manko als ihre einzigartigkeit herausgestellt und es voller selbstbewusstsein und freude zum thema gemacht. und begeistert.

wenn ich etwa dreißig jahre zurückgehe, dann ist es auch ein teil meines weges.  recht früh gingen mir die ersten haare aus und fortan war das mein manko, auf das ich gefühlt jeden tag aufs neue reduziert wurde und was mich jeden tag aufs neue heruntergezogen hat. es war natürlich auch eine andere zeit und glatze keine frisur, wie man es heute sagen könnte. schon gar nicht genügte es irgendeinem modetrend. es hat mich regelmäßig getroffen. ehrlicher kann ich es nicht sagen. aber, um es abzukürzen: irgendwann kam der tag, an dem ich mir gleich zwei dinge vor augen geführt habe. zum einen: wenn den leuten grundsätzlich nichts anderes einfällt, als mich wegen einer beginnenden glatze aufzuziehen, kann der rest an mir ja nicht so übel sein. zum anderen stieg ein gefühl von scham in mir auf: ich dachte plötzlich, wie kann ich mich so runterziehen lassen wegen ein paar ausfallender haare, wo andere menschen nicht sehen, nicht laufen können oder andere handicaps  zu meistern haben…?

ich besorgte mir einen haarschneider und trennte mich einfach komplett von diesen merkwürdigen haaren. zu einer zeit, als dies eben alles andere als hip oder trend war. und was passierte? ich wurde »gefeiert«. urplötzlich war mein manko cool, stark, besonders… und ich war verwirrt. aber auch um eine sehr spezielle erfahrung reicher. so banal das klingt. eine erfahrung, für die ich noch heute sehr dankbar bin. 

 

und getroffen fühlen von sprüchen dieser art kann ich schon lange nicht mehr. es ist ein teil von mir, den ich längst liebe…

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